10 Dinge, auf die Newcomer-Bands beim Live-Gig achten sollten

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Der Proberaum ist der Ort, in dem eine Band zu einer Band wird. Aber irgendwann ist es für fast jede Band Zeit, die Heimat zu verlassen und die eingeübten Songs live auf die Bühne zu bringen. Doch gerade Newcomer treten dabei gerne in diverse Fettnäpfchen und Fallen, die auf dem Weg nach oben schon bereitstehen.

Wir zeigen euch die 10 wichtigsten Dinge, auf die ihr achten solltet, wenn es mit der Bühnenkarriere losgeht.

1. Pünktlichkeit

Unser Björn ist stets gut gelaunt und pünktlich – perfekt für den hektischen Bühnenalltag!
Unser Stage-Manager Björn ist stets gut gelaunt und pünktlich – perfekt für den hektischen Bühnenalltag!

Ist selbstverständlich? Eigentlich schon, aber viele Einsteiger-Bands sind vielleicht ein bisschen zu entspannt, wenn es um den Blick auf die Uhr geht. Aber egal, ob ihr zum ersten Mal im örtlichen Jugendzentrum oder eines Tages auf einer großen Festivalbühne spielt: Es gibt immer Leute, die für oder mit euch dort arbeiten werden. Sei es der Hausmeister, der euch den Raum aufschließt, der FOH im kleinen Club oder schließlich der Stage-Manager des Festivals.

Je größer die Nummer wird, desto penibler werden Zeitpläne eingehalten. Und es geht von eurer Soundcheck- oder Bühnenzeit ab, wenn ihr zu spät kommt. Und wer es vielleicht mal ins Fernsehen schafft, weiß, dass es da um Sekunden geht.

2. Seid nett

Ja, noch sein Punkt, der gerade von Newcomern nicht so ganz verstanden wird. Selbst wenn ihr euch ein bitterböses Image zugelegt habt, Blut und Feuer spuckt und euer Publikum von der Bühne herab wüst beschimpft: Abseits der Öffentlichkeit sind alle nett und freundlich zueinander. Schließlich müssen alle miteinander auskommen, damit es eine gute Show wird. Und wem wird der FOH oder der Bühnentechniker wohl eher helfen, wenn es ein Problem während der Show gibt? 😉

3. Zu einer Bühnenshow gehört auch ein bisschen Kommunikation

Ihr kommt auf die Bühne geschlichen, spielt 15 bis 20 Songs und geht ohne ein Wort wieder? Kann man so machen … Besser ist es vielleicht, sich vorher ein kleines Rahmenprogramm zu überlegen und während der Proben auch einzustudieren. Da reichen entsprechende Ansagen vor den Songs ja schon aus! Das hat einige Vorteile: Ihr könnt das Publikum durch das Konzert führen. Ihr erzeugt eine Nähe, erst recht, wenn ihr das Publikum hier und da mit einbezieht. Eurer Gig wird einige Minuten länger – gerade Newcomer-Bands mit wenig Song-Material wissen das manchmal sehr zu schätzen.

Und: Ihr könnt auf Probleme reagieren und die Saitenstimmerei überbrücken. Nichts ist für das Publikum langweiliger, als eine 4-köpfige Gitarrencombo, bei der alle gleichzeitig zwischen jedem Song ihre Instrumente stimmen. Irgendwann schaut man dann doch im Smartphone nach, wer einem bei WhatsApp gerade geschrieben hat … Besser ist es also, wenn es währenddessen vielleicht eine kleine Geschichte des Sängers zu hören gibt oder sich die Bandmitglieder dabei unterhalten etc. Das macht dem Publikum viel mehr Spaß!

4. Saitenistrumente brauchen Stimmung und das Keyboard hat die Macht!

Unerlässlich für alle: ein Stimmgerät
Unerlässlich für alle: ein Stimmgerät

Wo wir es gerade vom Saitenstimmen hatten: Ich werde oft von jungen Bands gefragt, ob sie denn direkt vor dem Gig noch neue Saiten aufziehen oder lieber die alten drauflassen sollen. Meine Antwort: Wenn du weißt, wie man die Saiten beim Aufziehen so dehnt, dass sie sich nicht innerhalb von 30 Sekunden wieder verstimmen, kannst du neue Saiten aufziehen – aber nur, wenn die alten Saiten auch wirklich durch sind, nicht einfach nur so zum Spaß. Neue Saiten ziehen sich nämlich noch etwas, ausgeleierte Saiten sorgen dagegen für Bundunreinheiten. Als Anfänger bekommst du das Instrument in beiden Fällen nicht mehr vernünftig gestimmt.

Und noch was zum Stimmgerät: Wenn mehrere von euch verschiedene Stimmgeräte benutzen, dann checkt mal, ob ihr alle die Frequenz des Kammertons A (meist 440 Hz) gleich eingestellt habt.

Und wenn ihr ein Keyboard in der Band habt, das nicht gestimmt werden kann, dann gibt dieses das A vor, nicht andersrum!

5. Der Soundcheck ist keine Bandprobe!

Beim Soundcheck geht’s um genau 2 Dinge: 1. Das Publikum soll einen ordentlichen Mix von euch bekommen. Und 2. sollt ihr auf euren Monitoren das hören, was ihr hören wollt.

Das bedeutet: Hier ist die Zusammenarbeit mit dem FOH und, falls vorhanden, mit dem Monitor-Mixer gefragt. Das geht in der Regel reihum, jeder in der Band kommt nacheinander dran. Hier führt der FOH die Regie, nicht die Band. Achtet auf seine Ansagen und gebt konkrete und knappe Antworten. Auch wichtig: Wenn einer in der Band dran ist, ist der Rest der Band ruhig.

Wenn alles passt, spielt ihr noch ein bisschen einen Song an. So kann der FOH leise und laute Stellen einschätzen und für das Publikum einen guten Mix erstellen. Was ihr nicht auf der Bühne mehr macht? Üben! Wenn jetzt ein Song nicht sitzt, ist es dafür auch zu spät.

Und beim aller Kommunikation immer an Punkt 2 aus dieser Liste denken!

6. Gear transportieren

Ich hab in den letzten Jahren schon alles gesehen: Da steigt die Band aus Papas Auto und schleppt die Instrumente ungeschützt durch den strömenden Regen. Eine andere Band hatte alles chaotisch in Plastiktüten gestopft – für die Gitarre gab’s eben einen großen blauen Müllsack. Macht doch nix, wenn der Kopf rausguckt und ein bisschen nass wird (und die Mechaniken, die bei einem günstigen Instrument nicht mal aus rostfreiem Edelstahl sind, irgendwann anfangen zu rosten), oder?

Klar, wenn ihr beim letzten Song wie die legendäre britische Rockband The Who eure Instrumente sowieso zerstören wollt, ist das egal. Aber: 1. Tauschten auch The Who ihre teuren Instrumente kurz vor Schluss gegen billige Kopien aus und 2. Werdet ihr wohl kaum eine Newcomer-Band sein, wenn ihr euch so etwas leisten könnt. Wenn ihr doch schon so weit seid, warum liest du dann eigentlich diesen Artikel? 😉

Also: Wer sein Instrument schützen will, sollte es sicher verpacken. Es muss ja kein flugsicheres Case sein, aber ein vernünftiger Gigbag sollte es schon sein. Auch ich habe für alle Instrumente, die ich transportieren will, entsprechende Taschen, auch für mein Stagepiano – dann aber mit Rollen, damit ich das schwere Ding hinter mir herziehen kann.

So ist euer Instrument nicht nur vor Witterungseinflüssen, sondern auch beim ein oder anderen Sturz recht gut geschützt. Außerdem haben Gigbags in der Regel noch ein paar Taschen für Zubehör wie Saiten oder sogar ein oder zwei Bodentreter. In die Tasche meines Stagepianos passt sogar der große Ständer mit hinein. Das reduziert die zu transportierenden Taschen und damit auch das anfallende Chaos ungemein!

7. Ohren schützen

Viele Stöpsel nehmen den guten Sound weg.
Viele Stöpsel nehmen den guten Sound weg. Lasst euch beraten!

Musik darf laut sein, nein, sie muss sogar laut sein! Und zwar so laut, dass ihr sie nicht nur mit den Ohren hört, sondern mit dem ganzen Körper spürt! Aber wenn ihr nach jedem Gig stundenlang ein Piepsen oder Klingeln auf den Ohren habt, ist das auf Dauer auch nicht gut. Das menschliche Ohr kann zwar verdammt viel vertragen, aber irgendwann hisst es auch die berühmte weiße Fahne. Und es kann immer auch mal passieren, dass das Gehör durch ein zu lautes Knallgeräusch schlagartig in Mitleidenschaft gezogen wird.

Besser ist es, wenn ihr passenden Ohrschutz verwendet. Bitte nehmt nicht diese Wachs- oder Kunststoffstöpsel aus dem Drogeriemarkt. Die sind dazu da, damit Mama nachts das Schnarchen von Papa nicht hören muss. Und um der Gleichberechtigung Genüge zu tun: Manchmal ist das auch anders herum. Damit es aber auch klar, dass hier jede Menge Höhen und Mitten euer Gehör nicht mehr erreichen. Das Ergebnis: Die Musik klingt dumpf, der Hörspaß geht verloren.

Es gibt für jedes Ohr passende Stöpsel, die Frequenzen gleichmäßiger dämpfen. Das reicht von kleinen „Tannenbäumchen“ aus Kunststoff bis zu Hörschutz, bei dem von eurem Ohr und Gehörgang ein Abdruck genommen wird und der dann maßgeschneidert in eure Ohren passt. Was für euch infrage kommt, weiß das Fachpersonal im Handel oder direkt bei den Herstellern. Aber egal, wofür ihr euch entscheidet. Mit dem richtigen Gehörschutz hört ihr immer noch alles, aber eben alles etwas leiser!

8. Gearcheck und Ersatzteile

Kennt ihr Murphys Gesetz? Das sagt, dass alles, was schiefgehen kann, auch schiefgehen wird. Ihr könnt dieses Gesetzt aber aushebeln – mit guter Vorbereitung! Klar, dazu gehört auch, dass die Songs sitzen, wenn ihr zum Auftritt fahrt. Aber auch euer Gear sollte vorbereitet sein.

Ersatzsaiten, Saitenkurbel, Plektren, das ein oder andere Ersatzfell, Drumsticks, Stromkabel, Netzteile – es ist nie verkehrt, ein paar Ersatzteile griffbereit zu haben. Machen wir auf der SchoolJam-Tour auch nicht anders. Schließlich sind wir dort für die gesamte Backline verantwortlich. Unser Stage-Manager hat auch immer seinen Koffer mit der Notfallausrüstung für die spielenden Bands dabei, aber bei anderen Konzerten seid ihr dafür selbst verantwortlich!

9. Immer einen Schritt nach dem anderen machen

Verzettelt euch nicht! Ihr müsst bei euren ersten Auftritten noch keine ausgefeilte Lichtshow haben, das kommt später. Sehr lieber zu, dass eure Musik sitzt! Auch ein ausgereiftes Bühnenprogramm kommt nach und nach. Am Anfang reicht ja schon ein fröhliches „Hallo!“ in die Runde und die Namen der Songs. Viel wichtiger ist eure Musik! Auch müsst ihr nicht schon beim ersten Auftritt mit komplett ausgestatteter und fahrbarer Werkstatt für eure Instrumente anreisen. Und erwähnte ich schon, dass an erster Stelle eure Musik steht?

10. Was tun gegen Lampenfieber?

Darüber könnte ich einen eigenen Artikel schreiben! Hier nur zwei Tipps aus meiner Bühnenerfahrung.

1.: Grundsätzlich gilt: Je besser ihr vorbereitet seid, um so leichter wird euch der Gig fallen. Spielt die komplette Show vor dem Gig mehrmals durch,inklusive aller Ansagen etc. Dann wisst ihr, was kommt und werdet sicherer.

Tipp Nr. 2, falls ihr weiter sehr nervös auf der Bühne seid: Ich habe mir immer eine mir bekannte Person im Publikum ausgesucht und für die dann gespielt. In einer fremden Stadt war es auch mal die Begleitperson, die hinter der Bühne stand – geht zur Not auch. Wenn ihr euch vorstellt, dass ihr nur für diese eine vertraute Person spielt, ist die meiste Aufregung in der Regel ganz schnell verflogen!

Aber die Aufgeregtheit kurz vor dem Auftritt gehört ja auch dazu. Bei mir war sie immer in dem Moment weg, sobald ich die ersten Töne gespielt habe. Dann kam der Adrenalinschub und ich hatte meinen Spaß auf der Bühne. Euch geht es hoffentlich genau so!

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